Antoni Porczaks Streichhölzer
W. Sztaba:
Im Land der Riesen, in Brobdingnag, wo Gulliver nach seinen Abenteuern auf der Insel Liliput eintraf, ist alles gigantisch, entsprechend der Größe seiner 24 Meter hohen Bewohner. |
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Der Symbol- und Deutungsgenerator im Kopf wird in Gang gesetzt. Sind sie Elemente unserer Welt, gesehen durch das Vergrößerungsglas, Monumente des Alltags, des Banalen, gemäß der Lektion der Pop-Art? Oder sind sie eher – wie die Kunstgeschichte vorsagt – Vanitas-Symbole, Zeichen der Vergänglichkeit, Vergeblichkeit und Eitelkeit? |
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Ein einsames Streichholz in der Gebirgslandschaft, dessen schwarzer Kopf hoch in den Himmel ragt, ist groß wie ein Baum: Der Baum, der zuvor im Sägewerk zum Kantholz bearbeitet wurde, findet jetzt zu seinem Ursprungsort zurück, und präsentiert sich als eine ironische Version von Caspar David Friedrichs „Kathedrale“. |
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Die nächste Szene spielt sich in einem Kurort ab. Auf dem Rasen steht eine riesige Schachtel mit einem Etikett „Kunst und Kur“. Nur zwei Zündhölzer stecken noch drin und auch sie sind mitsamt der Schachtel verbrannt, ohne vorher zu irgendeinem Einsatz gekommen zu sein. |
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Durch das Erfinden immer neuer Situationen, in denen das abgebrannte Streichholz verschiedene Rollen spielt, lädt Porczak den Betrachter ein, sich selbst an weiteren Inszenierungen zu versuchen. Diese Szenarien müssen keine Fantasien bleiben: Porczak produzierte auch Streichhölzer im kleineren, ins Wohnzimmer passenden Maßstab eines Do-it-yourself Bausatzes. |
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Das Feuer – in den „Streichhölzern“ als Brandspur anwesend – ist ein radikales Mittel, das Porczak in vielen seiner Arbeiten dort einsetzt, wo er provozieren, den Weg für Gedanken freimachen und die Betrachter/Teilnehmer zu Entscheidungen führen möchte. Eine seiner ersten Performances trug den Titel „Hexenverbrennung“. Nachts, auf einer Wiese, wurden trockene Äste mit daran befestigten Papierschildern mit verschiedenen Kunstbegriffen in den Boden gesteckt. Die Teilnehmer sollten selbst entscheiden, welche für die Kunst besonders schädlichen oder überflüssigen Ideen verbrannt werden können. |
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Antoni Porczak, geb. 1945 Bildhauer, Zeichner, Performer, Multimedia-Künstler und Kunsttheoretiker. Professor an der Akademie der Schönen Künste Krakau, Mitbegründer des Faches Intermediale Kunst. |
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Fotos: A. Porczak |
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